Apartheid
Bereits 1894 machte sich Mahatma Gandhi für die Rechte der zahlreichen indischen Einwanderer stark, die durch diskriminierende Rassengesetze benachteiligt wurden. Die südafrikanische Regierung machte zwar 1914 einige Zugeständnisse, dennoch blieben die Inder in Südafrika Bürger zweiter Klasse.
1911 wurden durch die Regierung der Südafrikanischen Union zahlreiche Gesetze erlassen, die den Weissen die politische, soziale und wirtschaftliche Herrschaft über alle nicht weissen Bevölkerungsgruppen sichern sollte. Zum Beispiel durften Schwarze ausserhalb der Reservate kein Land mehr kaufen und den Schwarzen (etwa 80% der Bevölkerung) wurden lediglich 14% des Territoriums zugestanden. Ausserdem wurden alle Nichtweissen von qualifizierter Arbeit ausgeschlossen.
1912 versuchten die Schwarzen sich gegen die Diskriminierung zu wehren, indem sie den «African National Congress» (ANC) gründeten. Wenig später rief der indische Rechtsanwalt Mahatma Gandhi seine Landsleute zum gewaltlosen Widerstand gegen die rassen-diskriminierenden Gesetze auf und gründete den «South African Indian Congress» (SAIC).
In den folgenden Jahren wurden die Apartheidsgesetze drastisch verschärft: Rassisch getrennte Wohngebiete, Verbot sexueller Beziehung zwischen Schwarzen und Weissen, usw.
Ab 1948, unter der Regierungsführung des Buren Daniel François Malan, wurde durch die Apartheidpolitik die Situation der Nichtweissen noch verschlimmert. Die absolute wirtschaftliche, politische, räumliche und soziale Trennung der Rassen zugunsten der Weissen sollte die «weisse Identität erhalten». Der «Population Registration Act» und der «Group Areas Act» ordnete jeden Südafrikaner den Rassen Weisse, Schwarze, Coloureds (Farbige, Mischlinge) oder Asiaten zu. Die Bewegungsfreiheit aller Nichtweissen wurde drastisch eingeschränkt und Zwangsumsiedlungen in sogenannte Homelands vorgenommen. Die Homelands erhielten zwar ein gewisses Mass an Selbstverwaltung, waren aber trotzdem völlig von der weissen Zentralregierung in Pretoria abhängig und zudem wirtschaftlich nicht lebensfähig.
Die Aktionen der schwarzen Protestbewegungen ANC und SAIC verliefen jahrelang friedlich – und erfolglos. Mit der Verschärfung der Gesetze nahmen die Aktivitäten Anfang der 50er Jahre zu. Die zunächst passive «Ungehorsamkeitskampagne» der Widerstandsgruppen wurde von der Regierung mit Gewalt unterdrückt. Daraufhin kam es zu blutigen Unruhen mit zahlreichen Toten. 1960 wurden die Führer der Widerstandsgruppen PAC (Pan- African- Congress) und ANC mit Nelson Rolihlahla Mandela, Albert Luthuli, Walter Sisulu, Robert Sobukwe und anderen verhaftet und 1964 zu lebenslanger Haft verurteilt.
Der Widerstand der schwarzen Bevölkerung verstärkte sich und 1976 kam es zu blutigen Unruhen in Soweto und anderen südafrikanischen Grossstädten mit Hunderten von Toten. 1977 wurden nach weiteren Unruhen die 18 wichtigsten südafrikanischen politischen Oppositionsorganisationen verboten. Im gleichen Jahr verhängte die UNO wegen dauernder Übergriffe auf die Nachbarländer ein internationales Waffenembargo gegen Südafrika – das erste bindende Embargo gegen ein UN-Mitglied. Am 9. Juni 1983 wollte die südafrikanische Regierung mit der Hinrichtung von drei ANC Mitgliedern, die wegen ihrer Teilnahme an Anschlägen auf Polizisten in Soweto 1982 verhaftet wurden, ein Exempel statuieren. Auch internationale Proteste konnten die Vollstreckung der Urteile in Johannesburg nicht verhindern.
1984 trat eine neue Verfassung in Südafrika in Kraft, die aber die schwarze Mehrheit (etwa 22 Millionen) weiterhin nicht zur Wahl berechtigte und von der Regierung ausschloss. Das gewählte Parlament bestand nun aus drei Blöcken (Weisse, Mischlinge und Inder). Pieter Willem Botha wurde zum ersten südafrikanischen Staatspräsidenten mit Exekutivgewalt gewählt, d.h. er war Staatsoberhaupt und Regierungschef in einer Person.
Ende der Apartheid
In den folgenden Jahren spitzte sich die Lage in Südafrika weiter zu. Es kam immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen und zahlreiche westliche Länder verhängten 1986 ein Wirtschaftsembargo gegen Südafrika. Aufgrund der Handelssanktionen ging es fortan mit der Wirtschaft Südafrikas bergab. Am 15. August 1989 wurde Frederik Willem de Klerk zum südafrikanischen Staatsoberhaupt ernannt. Am 2. Februar 1990 hielt er eine Rede zur Eröffnung des Parlaments und verkündete darin das Ende der Apartheidspolitik. Zahlreiche der verbotenen Oppositionsorganisationen wurden legalisiert und der inhaftierte ANC-Führer Nelson Mandela wurde freigelassen. Bis Mitte 1991 folgten über 1000 weitere politische Gefangene. Mandela verkörpert weltweit den südafrikanischen Befreiungskampf. Die wichtigsten Eckpfeiler der Apartheidsgesetze wurden aufgehoben und das allgemeine Wahlrecht wiedereingeführt.
Ursache für diese innenpolitische Wende war einerseits die demografische Entwicklung. Durch geringe Zunahme der weissen Bevölkerung sowie den steigenden Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften wurden zunehmend Schwarze rekrutiert und ausgebildet. Anderseits zeigte das Wirtschaftsembargo seine Wirkung. Um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, waren Investoren aus dem Ausland nötig. Diese hielten sich aber aufgrund der instabilen politischen Lage zurück.
1992 wurde die Verfassung von 1984 abgeändert. Dabei erhielt die schwarze Bevölkerung erstmals das Recht, sich an einer Regierung zu beteiligen. Ende 1993 unterzeichneten der ANC, die NP und 17 weitere kleine Parteien den Entwurf einer Übergangsverfassung für Südafrika. Im selben Jahr erhielten Frederik Willem de Klerk und Nelson Mandela für ihre Verdienste um die Abschaffung der Rassentrennung und den innenpolitischen Frieden in Südafrika den Friedensnobelpreis. Im Januar 2000 verabschiedete das Parlament in Kapstadt ein Gleichheitsgesetz, das jegliche rassische Diskriminierung unter Strafe stellt. Zudem sollten künftig schwarze Unternehmer bei der Vergabe öffentlicher Aufträge bevorzugt behandelt werden.